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Ruheberg Schwarzwald/Oberried
Letzte Ruhe inmitten der Schwarzwaldberge
Buch der Erinnerung

In Erinnerung an Mathilde Burger ...



Leuchtende Tage
wir haben sie gelebt!
Nicht weinen, weil sie vorüber,
lächeln, weil sie gewesen…

Trennung ist wohl Tod zu nennen,
denn wer weiß, wohin wir gehen,
Tod ist nur ein kurzes Trennen
auf ein baldig‘ Wiedersehen.
R. Tagore


Name: Burger, Mathilde
Geburtsname: Flum
Geburtsort: Bannholz / Schwarzwald
Geboren am: 25.06.1918
Gestorben am: 22.03.2015
Gestorben in: Freiburg
Trauerfeier Mathilde Burger
Trauerfeier für Mathilde Burger am 28.3.2015 in Freiburg

Musik Largo - Händel

Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe.
Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne.

Liebe Familien Burger und Flum, liebe Familien Glockner und Hippchen, liebe Angehörige,
Freundinnen und Freunde von Mathilde Burger.
Bei jedem Lebensruf soli das eigene Herz bereit sein, Abschied zu nehmen und neu zu beginnen.
So drückt es Hermann Hesse in dem Eingangstext aus. Der Tod Ihrer Mutter, Ihrer Großmutter und Tante, eines Menschen, der in Ihrem Leben eine Bedeutung hatte - das ist der Ruf des Lebens, der an Sie gerichtet ist: bereit zu sein zum Abschied, weil sie zu ihrer Zeit gestorben ist.

Mathilde Burger starb im Alter von 96 Jahren. Der Kreis ihres Lebens hat sich geschlossen. Wie bei einem Baum, der seine Jahresringe bildet und man Zeiten der Dürre und Zeiten der Fülle an ihnen ablesen kann, so hat sie ihre ganz eigenen Jahresringe gebildet. Sie wurde 1918 geboren, dem Jahr, in dem der Erste Weltkrieg zu Ende ging. In Bannholz im Schwarzwald ist sie zusammen mit ihren beiden Brüdern Karlheinz und Willi aufgewachsen. Früh verließ sie das Elternhaus. Mit 17 Jahren zog sie mit der Familie Patenstecher nach Freiburg und half dort im Haushalt und bei der Betreuung der beiden Kinder mit.

Die Geschichte, wie sie ihren späteren Mann, ihren Hermann kennenlernte, hat sie gerne erzählt.
Handwerker mussten im neu bezogenen Haus noch Reparaturen erledigen. Hermann Burger war
einer der Handwerker, die sie in den Pausen mit Speisen und Getränken versorgte. Doch er war
nicht wie die anderen. Alle tranken ein Bier zur Vesper außer Hermann, er trank einen halben Liter
Milch. Alle saßen beim Essen, außer Hermann mit seiner feinen Hose und mit Krawatte, der blieb
stehen, denn er wollte seine Bügelfalte nicht gefährden. Mathilde war von diesem edlen milchtrinkenden Handwerker so angetan, dass dies der Beginn von Mathilde und Hermann war.
Und eine zweite Geschichte haben Sie mir erzählt, die deutlich macht, wie sehr die beiden sich mochten: Eines Abends besuchte Hermann Mathilde vor dem Haus. Man redete und redete im Licht der Straßenlaterne. Derweil schmorte das Bügeleisen durch das Bügelbrett und fiel in der Wohnung auf den Boden. Der Schreck war groß. Hermann ließ noch in der gleichen Nacht das Bügelbrett durch einen befreundeten Schreiner reparieren.

Doch wie das Leben manchmal so spielt, die beiden verloren sich aus den Augen und fanden erst Jahre später wieder zusammen. Denn Mathilde ging nach Heidelberg und machte dort eine Ausbildung zur Krankenschwester. Während des Krieges arbeitete sie in Immendingen im Lazarett als Krankenschwester. Sie muss in dieser Zeit viel gesehen und erlebt haben, was sie sicher für ihr weiteres Leben geprägt hat. Sie hatte später im Leben meist genaue Vorstellungen wie etwas zu sein hat und wusste ihre Ideen auch umzusetzen. "So wird es gemacht." Vermutlich haben ihr eigenes Elternhaus und die Notwendigkeit in schwierigen Zeiten zu bestehen dazu beigetragen, dass sie später zur Leitfigur in ihrer Familie wurde.

Dort in Immendingen heiratete sie nach dem Krieg den Toni. Er starb wenige Tage nach der Hochzeit.
Ohne dass die beiden voneinander wussten, hatte Hermann eine ganz ähnliche Geschichte.
Denn er hatte in Freiburg die Elfriede geheiratet. Seine erste Frau starb sechs Jahre nach der
Hochzeit. Mathilde ging 1949 wieder zurück in den Schwarzwald ins elterliche Haus. Ebenfalls in
diesem Jahr machte sich Hermann auf den Weg um seine Jugendliebe Mathilde zu suchen. Er
fand sie. Doch ein Herrenfahrrad vor dem Haus, ließ seinen Puls höher schlagen. Als die Mutter
Maria die Türe öffnete und erklärte, dass es sich um das Rad des Apothekers handelte, war Hermann sehr erleichtert. Mit im Haus wohnte auch der kleine Klaus Pfeifer, Mathilde kümmerte sich um ihn. Seit dieser Zeit waren sie befreundet bis ins hohe Alter hinein. Unter ihren Notizen war ein kleiner Text von Rabindranath Tagore. In dem heißt es:

Leuchtende Tage
Wir haben sie gelebt!
Nicht weinen, dass sie vorüber,
lächeln, dass sie gewesen ...

Es müssen leuchtende Tage gewesen sein, als die beiden sich wiederfanden. Leuchtende Tage
waren sicher auch die Hochzeit am 21. Mai 1955 und die Geburt ihrer beiden Kinder Marian und
Bärbel. In den drei Enkelinnen Annina, Sinja und Anjela ist es gut weiter gegangen. Mit Lia, Nikias
und Ina konnte sie bereits drei Urenkel in der Familie begrüßen, der vierte Urenkel ist unterwegs.
Mathilde hatte mit Kindern eine sehr tolerante und glückliche Hand. Von Klaus war schon die
Rede. Auch mit Manfred hatte sie einen engen Kontakt, zeitweise wohnte er ja mit im Haus. Seit
ihre Kinder zur Welt gekommen waren, machte sie den Haushalt, ihr Mann ging arbeiten. Die beiden
lebten eine für die damalige Zeit klassische Rollenaufteilung. Wenn es um das Essen für die
Familie ging, war die Küche ihr Reich, in dem alleine sie herrschte. Aber es gab auch die andere
Seite: Mit den Kindern hat sie gekocht und Plätzchen gebacken. Die Kinderküche durfte danach aussehen wie sie wollte. Kinder haben ihr Herz erreicht. Simon und Florian gehören auch dazu.

Im Rückblick muss man über manches lächeln. Sie war eine gute Hausfrau und eine exzellente
Köchin mit höchsten Ansprüchen. Es war fast wie ein Ritual: wenn das Essen auf dem Tisch stand,
fand sie etwas daran, was nicht so gut war, während alle anderen das Essen lobten. In Urlaub ist sie so gut wie nie gefahren, obwohl es in späteren Jahren durchaus möglich gewesen wäre. Auf einer kleinen Karte hat sie einmal ein Gedicht von Goethe aufgeschrieben, das Aufschluss darüber gibt.

Weit und schön ist die Welt,
doch 0 wie dank ich dem Himmel,
dass ein Gärtchen beschränkt,
und zierlich, mein eigen gehört.

Bringt mich wieder nach Hause!
Was hat ein Gärtner zu reisen?
Ehre bringt's ihm und Glück,
wenn er sein Gärtchen versorgt.
(Johann Wolfgang von Goethe)

Sie hat lieber das Gärtchen versorgt. Oft ist sie zu Marian in den Garten gefahren und hat dort
gewerkelt. Morgens kam sie mit dem Bus und brachte ihre Vesper mit. Abends fuhr sie wieder
nach Hause. Sie hat leidenschaftlich gerne Steine gesammelt. Einige davon sind heute hier zu
sehen.

Es sind die vielen kleinen Begebenheiten, die ein Leben so einzigartig machen. Es waren leuchtende
Tage dabei, es waren dunkle Tage dabei. Nur wenige davon können wir heute nennen. Das
meiste ist einzig in Ihrer Erinnerung erhalten.

Musik Siciliano - Bach

Trennung ist wohl Tod zu nennen, denn wer weiß, wohin wir gehen.
Tod ist nur ein kurzes Trennen
Auf ein baldig' Wiedersehen.

1992 erlitt ihr Mann einen Schlaganfall und wurde zum Pflegefall. Sie selbst erkrankte drei Jahre
später an Parkinson. Sie trainierte konsequent und gesundheitsbewusst gegen diese Krankheit an
und pflegte ihren Mann zu Hause, bis er im März 1997 dann starb. Jeden Morgen machte sie ihre
Gymnastik. So konnte sie mit pflegerischer Unterstützung bis vor zwei Jahren zuhause wohnen. Im Juli 2013 zog sie ins Pflegeheim nach March-Hugstetten. Sehr schnell hat sie sich dort eingelebt. Für ihr Alter vollbrachte sie beachtliche sportliche Leistungen auf dem Hometrainer oder bei den großen Spaziergängen durch die March. Oft lief sie zusammen mit Norbert dem 102 jährigen. Ihr Lebensmut sank, als sie nach mehrere Stürzen nicht mehr so selbständig leben'konnte wie vorher. Sie konnte nicht mehr ins nahe Kaffee gehen und dort ihre geliebte Kugel Vanilleeis kaufen, konnte nicht mehr spazieren gehen. Es war schwer für sie, dass sie nun auf Hilfe angewiesen war. "Es ist ja alles nichts mehr." So hat sie gesagt.

Leuchtende Tage
Wir haben sie gelebt!
Nicht weinen, dass sie vorüber,
lächeln, dass sie gewesen ...

Im Beisein von Bärbel, Ulrike und Marian verstarb sie auf der Intensivstation der Uniklinik. Es war
ein würdevoller Ort und das Team dort hat ihren Sterbeprozess einfühlsam begleitet.

Musik Kleine Nachtmusik - Mozart

Nachruf

Sie trauern um Mathilde Burger. Ihr Tod berührt das eigene Herz. Und die Grundwahrheit unseres
Lebens: Mit unserer Geburt sind wir auf den Weg geschickt, der mit unserem Tod enden wird. Der
Abschied von einem Menschen ist auch noch einmal der Zeitpunkt, sich an so vieles zu erinnern.
In der Erinnerung wird Inneres berührt. Die Erinnerung hilft, das Gute, das Sie von ihr bekommen haben mit in ihr eigenes Leben hinein zu nehmen.

Wir geben das Leben und das Sterben von Mathilde Burger in die Hände Gottes, in die Hände der Kraft, die uns ins Leben bringt, die uns im Leben hält und die uns wieder aus dem Leben gehen lässt und bitten:

Guter Gott, weiter Raum, lichtvolle Wirklichkeit,
unsere Sprache ist arm dran,
wenn wir dein Wesen begreifen wollen.
Führe uns über alles Begreifen hinaus.
Nimm Mathilde Burger bei dir auf. Gib ihrer Seele Frieden.

Sie ist uns nur vorausgegangen.
Wir selbst leben noch eine Weile weiter, dann kommen wir auch. Halte uns in Deiner Hand, wenn wir es wagen uns dem Schmerz zu öffnen, der uns zu immer größerer Liebe bringt. Hilf uns, ihr Schicksal zu achten, uns neben sie zu stellen und um sie zu weinen.

Lehre uns Dein liebevolles Verzeihen:
hebe uns über die Unterschiede und Grenzen, welche die Menschen voneinander trennen;
sende uns Frieden und vereinige uns alle in Deinem vollkommenen Sein.

Hilf uns, das Leben, das uns geschenkt ist
ganz zu leben und bis an seine Grenzen zu füllen.
Amen

Musik Vier Jahreszeiten - Winter 2. Satz - Vivaldi

© Birgit Aurelia Janetzky • Fachberatung Trauerfeier • Am Rondell St. Cyr 2 • 79211 Denzlingen
www.fachberatung-trauerfeier.de/trauerreden • Tel. 07666-9034224 Seite 3